Weser Kurier
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Erika Thies

Kurier am Sonntag
13. August 2000


EINBLICK

Krypta im Wall


Von der "Kunst-Krypta" müssten noch Reste existieren, irgendwo in den Tiefen des Theaterbergs, da, wo in den Wallanlagen einst das Bremer Staatstheater stand, das 1944 in Schutt und Asche fiel... Aber heil geblieben war der dazugehörige Tiefbunker, und 1949 fand sich dafür ein neuer Mieter. Es war der damals 21-jährige Kunstenthusiast Peter Hagenah, und weil er vor 50 Jahren in seiner "Kunst-Krypta" erstmals Keramik ausstellte, läuft jetzt in der Crusoe-Halle der Böttcherstraße eine hochkarätige Sonderausstellung. Die Pressekonferenz vorweg wurde zu einer anrührenden Stunde der Erinnerungen, denn als Aussteller der ersten Stunde waren auch die Bremer Keramiker Elisabeth Pluquet-Ulrich und der bayrische Keramiker Görge Hohlt anwesend. Und wie war das damals ganz am Anfang ?

Den Tiefbunker übernahm Peter Hagenah von einer Blumenfrau, die diesen Lagerplatz für ihre Ware nicht mehr brauchte. Und immer hatte er dann Probleme mit der Baubehörde, die eine Nutzung als Galerie eigentlich gar nicht dulden durfte. War jedoch wirklich Not am Mann, konnte sich sogar ein Richter als heimlicher Gönner entpuppen. Öfters spürbar war auch die schützende Hand des damaligen Gartenbaudirektors Erich Ahlers. Dass der inzwischen 90-Jährige jetzt zur Ausstellungs-Eröffnung gebeten wurde, war deshalb selbstverständlich. Unter wohlwollender Duldung von Ahlers verwandelte sich 1951 auch der nüchterne Bunkereingang in ein geschwungenes Treppenrund - Böttcherstraßenarchitektur en miniature. Kein Wunder: Der Architekt Julius Jäckel hatte einst Berhard Hoettger helfen dürfen. Das Ende der "Kunst-Krypta" im Wall kam 1962 - nach 13 Jahren. Der Plan einer "Kunst-Krypta im Katharinenkloster" ließ sich nicht verwirklichen.

Da wandte sich Peter Hagenah entschlossen einem Broterwerb zu, der für seine inzwischen mehrköpfige Familie regelmäßigere Einnahmen versprach. Er wurde Berufberater, lud aber schon bald wieder zu viel beachteten Keramik-Ausstellungen ein, zuerst in Syke, dann auch in Otterndorf. Gemeinsam mit seinem Sohn Arne Hagenah brachte er jetzt zum 50-Jahre-Jubiläum ein lesenswertes Büchlein heraus: "Von der Kunst-Krypta Bremen bis heute".


Bildunterschrift:

In der Crusoe-Halle lebt derzeit die "Kunst-Krypta" von Peter Hagenah (rechts) wieder auf, mit einer Ausstellung, zu der Elisabeth Pluquet-Ulrich und Görge Hohlt eigene Stücke beitragen. Der ehemalige "Kunst-Krypta"-Galerist aber hält hier ein ein Gefäß von Otto Meier.

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